08. April 2008
Eine Mozart-Anmerkung von Oskar Maria Graf
Barock, das ist das Breitausladende, Schnörkelnd-Verquellende und immer wieder in alle möglichen, wunderlichen Details Abirrende. Es ist das sich strotzend zur Schau stellende Reich- und Prächtigtum mit viel Himmelblau und Gold, eine – um es bayrisch auszudrücken – ‚wamperte’ Gesundheit und sich immer wieder überschlagende Fidelität, eine durchtriebene Schlauheit mit dem unnachahmlichen schlichten Einfaltsgesicht, freche Schauspielerei mit protzendem Naturburschentum, wobei – oft ganz überraschend – ungemein feinwitternde Nerven durchbrechen, die etwas von Mozart und von den Brüdern Asam gleicherzeit hervorzaubern.
Quelle: Oskar Maria Graf, An manchen Tagen, Frankfurt am Main 1961